Die Tiere und ihre Haltung

 

 

Allgemeines zu Alpakas:

Warnung: Schauen Sie einem Alpaka nicht zu lange in die Augen....Sie werden sich verlieben!!!

Wer sich ernsthaft überlegt Alpakas anzuschaffen, muss wissen, daß es sich hierbei um Herdentiere handelt. Zwei Tiere (als 'Mikro-Herde') sind absolutes Minimum!  Einzelhaltung ist verboten!!!

In den folgenden kurzen Abschnitten besprechen wir einige wesentliche Elemente der Alpakahaltung. Es ist elementar wichtig, sich vor dem Kauf mit den Anforderungen und Konsequenzen der Tierhaltung im allgemeinen und den Fakten und Erfahrungen der Haltung von Alpakas im speziellen zu beschäftigen.

Unsere Grundlagen-Seminare vermitteln in ausführlicher Theorie und Praxis  die Basis dafür....

 

 Wissenswertes:

Alpakas sind sehr robuste und widerstandsfähige Tiere, die uns Menschen völlig aggressionslos begegnen und durch ihre unglaubliche Ruhe beeindrucken.

Ihre ursprüngliche Heimat sind die Anden; die größten Populationen dieser Tiere befinden sich hauptsächlich in Peru und in Chile. Bereits vor 5000 Jahren wurden Alpakas von den Inkas wegen ihrer exzellenten Faser gezüchtet, und nur die Könige (Götter) kamen in den Genuss dieser Faser. Deshalb spricht man auch vom "Vlies der Götter".

Alpakas (und Lamas) gehören zur Familie der 'Kamelartigen'; sie sind bekannt als Kleinkamele oder auch Neuweltkameliden. Sie sind 'quasi'-Wiederkäuer und ernähren sich (in unseren Breitengraden) ausschließlich von Heu (ganzjährig) und Pflanzen auf der Weide (solange die Vegetation es hergibt). Ganz wichtig ist, daß sie immer Zugang zu  Futter aus Raufaser haben. Frisches Wasser muss ebenfalls immer in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Zusätzlich sollten die Alpakas ergänzend Mineralien bekommen.

Dank ihrer weichen, gepolsterten Füße (Unterordnung der Tylopoden (deutsch: Schwielensohler)) verursachen Alpakas, im Gegensatz zu anderen Weidentieren, wenig Bodenschäden. Alpakas suchen zum Entleeren von Darm und Blase immer wieder die gleichen Stellen (Kotplatten) im Stall und auf der Weide auf. 

Gegen Eindringlinge (Füchse, Marder, Hunde, etc.), von denen sie sich bedroht fühlen, schließt sich die Herde zusammen und vertreibt den Angreifer aus dem Revier. Alpakas haben eine Lebenserwartung von ca 20 Jahren.

Als ausgewachsene Tiere erreichen sie eine Widerristhöhe von 80 bis 100 cm und ein Gewicht zwischen (typischerweise) 50 bis 80 kg.

Hengste erreichen die Geschlechtsreife mit zwei bis zweieinhalb Jahren, Stuten mit ein bis eineinhalb Jahren. Sie haben keine Brunftzeit (das heißt, sie können zu jedem Zeitpunkt gedeckt werden). Jedoch sollten die Geburtstermine sinnvollerweise zwischen Mai und September liegen. Die Stuten tragen in der Regel elfeinhalb Monate plus/minus ca. drei Wochen. Zwillingsgeburten kommen sehr selten vor (ca. 0,1% aller Geburten); diese sind -wie bei Pferden-  immer mit hohem Risiko für Fohlen und Stute behaftet.

Geburten  erfolgen überwiegend vor Mittag (ca. 75%). Die Fohlen (spanisch: "Crias") wiegen bei der Geburt zwischen 5 und 9kg. Innerhalb von 20 bis 120 Minuten nach der Geburt stehen die Kleinen, und sie suchen unmittelbar nach der 'Milchbar' bei der Mutter. Um ihr Immunsystem zu initiieren,  müssen Fohlen in den ersten ca. sechs Lebensstunden die erste Muttermilch (Kollostrum) zu sich nehmen. ersatzweise kann Kuh-Kollostrum verabreicht werden.

Die Mütter kümmern sich intensiv um ihre Kinder, und es ist toll zu sehen, wie schnell sich die Fohlen entwickeln.

 

 

Charakter:

Alpakas bestechen durch ihr freundliches, offenes, charmantes und sehr neugieriges Wesen. Sie sind ausgesprochen ausgeglichene und ruhige Tiere, die diese Ruhe auch ausstrahlen und auf den Menschen übertragen.  Aus diesem Grund werden sie immer häufiger in tiergestützten Therapien eingesetzt ("Delfine der Weide"!). Menschen begegnen sie grundsätzlich Neugierde und ohne jegliche Aggression. Sie reagieren abweisend bzw. abwehrend (auch durch Spucken), wenn sie sich bedrängt oder angegriffen fühlen.

Alpakas verständigen sich mittels Ohr-, Schwanz- und Körperstellungen und durch ihr artentypisches leises 'Summen'. In der Regel sind sie sehr ruhig und schauen sich die Umwelt (und die Menschen) aufmerksam und neugierig an.

Spucken ist ein natürliches Verhaltensmuster aller Kamele. Alpakas setzen es manchmal innerhalb ihrer Herde ein, um u.a. die Rangordnung festzulegen und Fohlen zurechtzuweisen. In Fällen von Futterneid ist das Anspucken anderer Tiere durchaus üblich. Bereits gedeckte Stuten signalisieren einem sich nähernden Hengst durch ihr Spucken, daß sie bereits trächtig sind. 

Zusammenfassend: Grundlos spucken unsere Alpakas NICHT....

Auch wenn Alpakas durch ihr kuscheliges Aussehen und mit ihren großen Augen zum 'knuddeln' animieren, darf man nicht vergessen, daß sie keine Schoßtiere sind, denen man unmittelbar über den Kopf streichen muss. Ihr soziales Umfeld ist die Herde, die den notwendigen Schutz und auch Geborgenheit bietet. Wenn man dieses einfache Grundverhalten akzeptiert und respektiert, hat man viel Freude mit und an diesen faszinierenden Tieren. 

 

 

Pflegemaßnahmen:

Die routinemäßige Pflege bei Alpakas ist im Allgemeinen wenig aufwendig.

An erster Stelle steht der tägliche Kontakt und die Beobachtung der Tiere. Grundsätzlich gilt bei Alpakas: Je besser ich meine Tiere, ihre kleinen Eigenarten und ihr Verhalten kenne, desto eher fallen mir Veränderungen auf und ich kann gegebenenfalls Aktion ergreifen.

Zusätzlich zu dieser Aufgabe gibt es regelmäßige 'Verpflichtungen' wie z.B. Krallenpflege und  Kontrolle der Schneidezähne.  Im Abstand von ca. zwei Monaten sollten die Zehennägel (= Krallen) überprüft und bei Bedarf gekürzt werden.

Da die (sechs) Schneidezähne immer weiterwachsen, können diese zu lang werden; die Schneidezähne (unten) müssen die Kauplatte (oben) treffen. Falls dies nicht zutrifft,  müssen die Zähne angepaßt (= gekürzt) werden.

Einmal jährlich muss die gesamte Herde geimpft werden (gegen z.B. Chlostridien, Rauschbrand, Tetanus, etc.). Ein Impfschutz gegen Tollwut ist nur in gefährdeten Bereichen notwendig. 

Die Vorgehensweise bei der Parasitenbekämpfung ist abhängig von der Größe der Herde und dem jeweils aktuellen Befall durch Endoparasiten. Hierzu sollte man sich eng mit dem Tierarzt abstimmen. 

Die jährliche Schur sollte im späten Frühjahr (April/Mai) vorgenommen werden, damit es im Sommer nicht zu einem Hitzestau kommen kann. Achtung: Direkt nach der Schur können Alpakas durch Regen oder Kälte frieren, oder (speziell bei den hellen Tieren) einen Sonnenbrand bekommen! Nach ein paar Tagen haben sie sich an ihre Sommerkleidung gewöhnt.

Alpakas sind weitgehend unempfindlich gegen heimische Viruserkrankungen. Sie können sich zwar infizieren (z.B. gegen Blauzunge (BT)), aber sie haben die Fähigkeit, schnell und in ausreichender Menge Antikörper zu bilden, so daß sie nicht erkranken.  Allerdings können sie Überträger sein bzw. werden.

Ein weiterer Punkt: Die Hygiene

Einmal pro Woche sollte der Kot aus der Weide entfernt werden. Alpaka-Kot ist ein wunderbarer Pflanzendünger, der gerne bei Gemüse oder Blühpflanzen direkt eingesetzt wird.

Der Unterstand oder Stall, sowie die Sandkuhle o.ä. sollte täglich gesäubert werden, sofern er eingekotet wird.

 

 

 

Weideland und Zaun:

Alpakas grasen ihre Weide ganzjährig ab. Für eine ausreichend große Weidefläche werden nach Tierschutzgesetz §11 mindestens 1000 m² für zwei erwachsene Tiere und 100 m² für jedes weitere Tier veranschlagt; diese Fläche ist notwendig, damit die Tiere sich ausreichend bewegen können. Ein Alpaka entspricht nach landwirtschaftlichen Vorgaben (wie beim Schaf) 0,08 Großvieheinheiten, was einem Tierbesatz von maximal 12 Tieren pro Hektar gleich kommt.

Die Weidefläche muss durch einen festen Zaun (kein flexibles Geflecht wie z.B. Schafnetz!!!!) mit einer Höhe von min. 130 cm umgeben sein.  Sollen innerhalb der Weidefläche einzelne Koppeln abgetrennt werden, können  flexible Litzen ausreichend sein. Auch hier: KEINE Netze!!.

Alpakas lieben es durchaus, an Dornen und Gestrüpp zu knabbern (sie lieben Rosen!) - in Ausnahmefällen auch an jungen Obstbäumen. Als Lippenbeißer beschädigen sie aber keine Rinde. Alter Baumbestand bleibt unbeachtet.

Giftpflanzen sind überall vorhanden und müssen erkannt und beseitigt werden. Herbstzeitlose, Aronstabgewächse, Efeu, Liguster, usw. dürfen sich nicht auf dem Alpaka Gelände befinden! Bitte unbedingt klären lassen, welche Pflanzen kritisch sein können und unbedingt entfernt werden müssen.  Besonders gefährlich können Pflanzen sein wie der Oleander, bei dem selbst getrocknete Blätter, die durch Wind auf die Weide geblasen werden können, in geringen Mengen (2-3 Stück) tödlich giftig sind für unsere kleinen Kamele.

 

 

Fütterung:

Grundsätzlich gilt zu beachten, daß Alpakas IMMER Zugang zu Futter mit Raufaser haben (also Heu oder auch Öhmd/2. Schnitt). Das Raufutter hat eine besondere Bedeutung bei der Verdauung und ist deshalb unverzichtbar in der Fütterung. 

Sie lieben es, in der Hauptvegetationsperiode (April bis Oktober) lange auf der Weide zu sein, um stundenlang den Boden nach Essbarem abzusuchen. Dennoch: Unsere Alpakas gehen grundsätzlich, wenn sie dann wieder in der Stall kommen, an die Futterraufen (mit Heu/Öhmd)!

In den Wintermonaten ernähren sich Alpakas fast ausschließlich von Heu. Allerdings nutzen sie jede Gelegenheit, auf der Wiese noch schmackhaftes Grün zu finden.

Zusätzliche Gabe von (wenig) Kraftfutter ist sinnvoll bei tragenden bzw. laktierenden Stuten. Alle anderen Tiere brauchen das nicht! Ausnahmen: Sehr magere Alpakas oder Deckhengste im aktiven Einsatz. 

Des weiteren sollte den Tieren Alpakas immer ausreichend frisches Wasser zur freien Verfügung stehen.

Das Futter in unseren Breiten ist deutlich proteinhaltiger als in den Anden; dafür beinhaltet die dortige (karge) Nahrung deutlich mehr Mineralien als hierzulande. Deshalb ist es wichtig, mittels Pulver oder speziellen Lecksteine diese Mineralien und Spurenelemente zu substituieren. 

 

 

Unterstand - Stall:

Alpakas genügt ein Unterstand, der ihnen ein trockenes, zugfreies und schattiges Plätzchen bietet. Pro erwachsenem Tier muss eine Fläche von mindestens  2 m² vorhanden sein (damit sie sich u.a. mit ausgestreckten Vorderbeinen hinsetzen können). Dies muss gewährleistet sein, da sonst rangniedrigere Tiere das Nachsehen haben könnten. 

Wird ein Stall oder eine Scheune als Unterkunft verwendet, so wird Offenstallhaltung dringend empfohlen. So können die Tiere selbst entscheiden, ob sie sich im Stall oder im Freien aufhalten wollen. Isolation für den Winter ist nicht notwendig, da Alpakas nicht kälteempfindlich sind (sie leben in den Anden in Höhen bis zu 5000m). Viel wichtiger ist ein im Sommer jederzeit erreichbarer Schattenplatz; bei höheren  Temperaturen und gleichzeitiger hoher Luftfeuchtigkeit sind Alpakas sehr belastet (Kreislauf!).

Zugfreie Belüftung des Stalls und ausreichende Helligkeit sind gute Voraussetzung für die Haltung.

Wichtig: Eine reine Stallhaltung ist nicht erlaubt!!! Alpakas sind Weidetiere....

Zusätzlich zum Offenstall ist die Einrichtung einzelner Boxen ist sehr sinnvoll, um Tiere vereinzeln zu können (z.B. bei speziellen medizinischen Behandlungen, zur Geburtsphase, etc.). Dabei ist es wichtig, daß das betroffene Tier entweder mit einem 'Kumpel' zusammen in der Box ist, oder die anderen Herdenmitglieder sich in unmittelbarer Nähe sich aufhalten.